Schädlinge im Terrarium und in Futtertierzuchten können zur echten Plage werden. Dieser Ratgeber hilft dir, häufige Schädlinge zu erkennen, vorzubeugen und im Ernstfall effektiv zu bekämpfen.
Übersicht häufiger Schädlinge
| Schädling | Gefahr | Quelle | Hauptproblem |
|---|---|---|---|
| Schnurasseln/Doppelfüßer | Sehr hoch | Kork, Xaxim, Torf | Fressen Gelege aus, extrem schwer zu bekämpfen |
| Planarien/Xaximwürmer | Hoch | Xaxim, Pflanzen, Naturmaterialien | Fressen Gelege und Drosophila, fleischfressend |
| Nacktschnecken | Mittel | Pflanzen, Naturmaterialien | Vernichten Orchideen und zartes Wurzelwerk |
| Woll- & Schildläuse | Mittel | Bromelien, Orchideen, Pflanzen | Wachstumsstörungen, Pilzbefall durch Honigtau |
| Spinnen (Kugelspinnen) | Mittel | Futtertiere, Naturmaterialien | Können kleine Frösche verletzen oder töten |
| Trauermücken | Gering | Erde, Blumenerde, Futtertierzuchten | Larven fressen Wurzeln, adulte Tiere lästig |
| Schlupfwespen | Hoch (Futtertierzucht) | Kontaminierte Drosophila-Zuchten | Parasitieren Drosophila-Larven, Zucht kollabiert |
| Buckelfliegen | Hoch (Futtertierzucht) | Kontaminierte Drosophila-Zuchten | Parasitieren Drosophila, sehr schnelle Vermehrung |
| Nematoden (Fadenwürmer) | Variabel | Bodenproben, Moose, Futtertiere | Bei Befall der Frösche: Abmagerung, Wurmbefall |
| Bücherskorpion | Hoch (Futtertierzucht) | Bienenkorb-Bekämpfungsmittel, verstaubte Bereiche | Frisst Springschwänze, Milben, Futtertiere |
| Milben | Mittel bis Hoch | Futtertiere, Erde, Pflanzen | Stress für Frösche, Futtertierzuchten kontaminiert |
Schnurasseln / Doppelfüßer (Oxidus gracilis)
Schnurasseln (Polydesmida) sind Bandfüßer aus Ost-Asien, die in Gewächshäusern und Gärtnereien weit verbreitet sind. Sie produzieren ein starkes Wehrsekret (Cyanid/Blausäure) mit Bittermandelgeruch, weshalb kein Tier sie frisst.
Auswirkungen
- Fressen Gelege aus: Nachts befallen sie Gelege und saugen sie komplett aus
- Explosive Vermehrung: Bei Feuchtigkeit und Wärme vermehren sie sich rasant
- Keine natürlichen Feinde: Wehrsekret schützt sie vor Fressfeinden
- Hunderte Eier: Jedes abgesammelte Tier hat bereits hunderte Eier gelegt
Bekämpfung
Einzige wirksame Methode: Trockeneis
- 1. Terrarium komplett ausräumen, gesamtes Interieur entsorgen
- 2. Boden des leeren Beckens mit Trockeneis (-78,6°C) auslegen
- 3. Becken im Freien stehen lassen, bis Trockeneis vollständig geschmolzen ist
- 4. CO₂-Gas tötet alle Schnurasseln und Eier ab
- 5. Komplett neu einrichten mit sterilisierten Materialien
Planarien / Xaximwürmer (Landplanarien)
Landplanarien (Geoplanidae) sind fleischfressende Plattwürmer, die sich von Kleintieren ernähren. Über 800 Arten sind bekannt – keine davon möchte man im Terrarium haben.
Symptome
- Morgens ausgesaugte Drosophila an Scheiben (sicheres Zeichen)
- Ausgesaugte Gelege
- Sichtbare Würmer auf Glas oder Pflanzen
- Extreme Populationen bei starkem Befall
Vorbeugung
Pflanzenbehandlung vor Einsetzen:
- Praciquantel/Droncit-Lösung
- Kaliumpermanganat
- Confidor®
- Levamisol 6g
Danach: Mehrmals gründlich wässern, von Erde befreien, nochmals wässern, abbrausen, trocknen lassen.
Bekämpfung
Biologische Fallen (JBL PlaCollect)
Reagenzglas mit Korken + dünnes Röhrchen. Als Köder: Aufgetaute rote Mückenlarven.
- Planarien kriechen nachts angelockt durch Geruch ins Röhrchen
- Reuse-Prinzip: Weg rein einfach, Weg raus schwer
- Jeden Morgen Falle leeren und reinigen
Alternative: 50ml-Spritze mit Köder aufstellen (täglich reinigen).
Chemische Bekämpfung (Panacur)
- Abends auf trockenes Becken: Panacur in Wasser gelöst sprühen
- Über Nacht einwirken lassen
- Morgens: Ordentlich mit klarem Wasser ausspülen, Wasser absaugen
- Am Abend: Gleiche Prozedur wiederholen
- Nach 1 Woche Pause: Erneut 2-tägige Behandlung (tötet Schlupf ab)
Nacktschnecken
Für Frösche, Gelege und Quappen eher ungefährlich – aber der absolute Albtraum für Orchideenliebhaber! Blüten und zartes Wurzelwerk werden über Nacht vernichtet.
Bekämpfung
Gurkenfallen (sehr effektiv)
- Halbierte Gurkenstücke mit glatter Seite zum Boden legen
- Wecker stellen, Gurken vor Licht-An herausnehmen
- Unterseite voller Schnecken, Asseln und Springschwänze
- Gurkenscheiben funktionieren auch, sind aber weniger effektiv
Bierfallen: Nur für Garten geeignet, im Terrarium wirkungslos.
Schneckenfallen (Aquaristik) + Schneckenkorn: Sollen gute Fangquoten bringen, aber im Terrarium mit Vorsicht anzuwenden.
Gehäuseschnecken: Weniger problematisch, Schaden überschaubar. Dennoch nicht erwünscht – Vorbeugung wichtig!
Woll- & Schildläuse
Häufiger Schädlingsbefall gerade bei Bromelien und Orchideen.
Erkennung
- Wollläuse: Kleine weiße Wattebällchen (leicht zu finden)
- Schildläuse: Kleine, beigebraune, ovale Erhebungen auf/unter Blättern und am Stängel
- Honigtau: Klebrige Ausscheidungen auf Wurzeln und Oberflächen
- Schwarze Flächen: Pilze siedeln sich auf Honigtau an
- Folgen: Wachstumsstörungen, gelbe Blätter
Bekämpfung
Wirksame Mittel (außerhalb anwenden):
- Paraffinöl-haltige Mittel
- Insektizide und Akarizide
Kugelspinnen (Nesticodes rufipes, Parasteatoda tepidariorum)
Auch bei aller Vorsicht nie 100% sicher. Wärme und Nahrungsangebot im Terrarium locken sie geradezu an.
Arten
- Nesticodes rufipes: Pantropisch verbreitete Kugelspinne, häufig in Heimchenzuchten
- Parasteatoda tepidariorum (Gewächshausspinne): Kosmopolitisch, besiedelt beheizte Gebäude und Gewächshäuser
Bekämpfung
- Sofortiges Zerdrücken mit Finger
- Spinnennetze mit Pfeifenreiniger aufwickeln
- Keine Chance zur Etablierung geben
Trauermücken (Sciaridae)
Häufiger Schädlingsbefall in Futtertierzuchten auf Erdsubstraten. Unterschied zur Fruchtfliege: Lange Fühler, schwerfälliger aber geradliniger Flug, Aufenthalt bei Pflanzen/feuchtem Substrat.
Schädigung
- Larven fressen Wurzeln: Stecklinge und Keimlinge haben geringe Überlebenschancen
- Kontamination von Futtertierzuchten: Schwarze Geschöpfe erheben sich beim Öffnen
- Lebenszyklus: 1 Woche bis Schlupf, 27 Tage bis Massenbefall
Bekämpfung
Empfohlene Methoden
- Gelbtafeln aufstellen (fangen adulte Mücken ab)
- SF-Nematoden nur in Zimmerpflanzen anwenden
- Bei Futtertierzuchten: Kompletter Neustart
- Erdsubstrate im Terrarium vermeiden
Milben (Futtertier- & Vorratsmilben)
Milben können bereits beim Einbringen der Zutaten in Futtertierzuchten eingeschleppt werden. Verschiedene Arten: Raubmilben (Hypoaspis), Vorratsmilben (Dermatophagoides), Mehlmilben (Acarus siro).
Vorbeugung in Futtertierzuchten
- Alle Nährbreis mit kochendem Wasser ansetzen
- Alle Zutaten vorgemischt für Tage einfrieren
- Drosophila nie direkt von Dose zu Dose schütteln/klopfen
- Holzwolle oder Wellpappe auf Milbenfreiheit prüfen
Drosophila milbenfrei entnehmen
Methode 1: Umstülpen
- 1. Baugleiche leere Dose nehmen, Deckel entfernen
- 2. Auf Kopf gestürzt direkt auf volle Dose stülpen
- 3. Drosophila rennen instinktiv nach oben in leere Dose
- 4. Milben und Puppenhüllen bleiben unten
Methode 2: Talkum-Behandlung
- 1. Umgestülpte Drosos in Dose mit Gazedeckel überführen
- 2. Mit Talkum-Puder bepudern (wie Vitamin-Präparate)
- 3. Leicht schütteln (nicht übertreiben)
- 4. Dose auf Kopf drehen, Talkum + Milben durch Gaze entfernen
- 5. Nun 99% milbenfrei!
Milbenbekämpfung in Drosophila-Zuchten
| Methode | Anwendung | Wirkung |
|---|---|---|
| Wassergräben + Spülmittel | Tablett mit 0,5-1 cm Wasser + Tropfen Spüli, Dosen hineinstellen | Milben ertrinken (Oberflächenspannung gebrochen) |
| Mil-Ban | Dünn auf Boden und Wände streichen (wie Weißleim) | Milben trocknen bei Berührung sofort aus |
| Milben-X | 5-10fach mit Wasser verdünnt auf Dosen sprühen | Verhindert Häutung der Jungmilben |
| Kieselgur | Dosen in Wanne mit Pulver stellen | Verstopft Tracheen (Insekten), zerstört Wachsschicht (Milben) |
| Talkum-Puder | Ähnlich wie Kieselgur | Milben verenden |
| Anti-Milbenpapier | Unter Dosen ausbreiten | Insektizid-versetzt, Milben sterben |
Leichter Milbenbefall im Terrarium
- Absammeln mit Gemüse- oder Obststücken
- Einzelne Milben werden von Fröschen gefressen
- Bei Springschwanzzuchten: Zucht komplett verwerfen (kein Kompromiss!)
Vorbeugung: Die beste Strategie
Empfohlene Vorbeugungs-Maßnahmen
- Alle Naturmaterialien (Xaxim, Kork, Torf) vor Verwendung sterilisieren (100°C Backofen oder kochendes Wasser)
- Pflanzen vor Einsetzen behandeln (Praciquantel, Kaliumpermanganat, Confidor® oder Levamisol)
- Pflanzen mehrmals gründlich wässern und von Erdbestandteilen befreien
- Quarantäne-Box für neue Pflanzen (Gurkenscheiben-Test über Nacht)
- Futtertierzuchten getrennt von Terrarien aufbewahren
- Keine Springschwanz- oder Asseldosen mit Erde ins Terrarium stellen
- Drosophila-Dosen nie direkt ins Terrarium stellen
- Futtertiere vor Verfütterung mit Talkum von Milben befreien
- Gute Durchlüftung der Terrarien (verhindert Schimmel, reduziert Schädlinge)


