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Häufige Krankheiten bei Pfeilgiftfröschen

Erkenne und behandle typische Krankheiten frühzeitig


Eine frühzeitige Erkennung von Krankheiten ist essenziell, um ernsthafte Folgen zu vermeiden. Dieser Ratgeber hilft dir, Symptome rechtzeitig zu erkennen und erste Schritte einzuleiten – die endgültige Diagnose und Behandlung sollte jedoch immer ein sachverständiger Amphibien-Tierarzt durchführen.


Wurmbefall (Parasitäre Belastung)

Nach Information von Veterinären hat nahezu jedes Tier einen geringfügigen Wurmbefall. Eine prophylaktische Behandlung ohne Symptomatik wird jedoch als unnötige Belastung angesehen – jede medikamentöse Behandlung kostet das Tier Kraft.

Ursachen für verstärkten Wurmbefall

  • Stress durch Transport

    Stress kann einen plötzlichen Anstieg des Wurmbefalls verursachen

  • Überbesatz im Terrarium

    Aggressionsverhalten, Dominanz und Rivalität führen zu chronischem Stress

  • Aufnahme über Futtertiere

    Rhabditiden und Nematoden können über Springschwänze und Asseln eingeschleppt werden

Typische Symptome

  • Rapide Abmagerung trotz normaler Futteraufnahme
  • Ständiges Aufsuchen von flachem Wasser
  • Eingefallene Flanken
  • Apathisches Verhalten

Diagnose & Behandlung

Eine Kotprobe beim Veterinär ist unerlässlich. Folgende Medikamente haben sich in der Praxis bewährt:

MedikamentWirkstoffAnwendung
PanacurFenbendazolOral, 50 mg/kg – Drosophila bepudern
Levamisol (z.B. Concurat-L)LevamisolhydrochloridSitzbad, 2 mg/ml Wasser, 10-15 Minuten

Sitzbad-Behandlung (Levamisol)

Durchführung:

  • 1. Wasserhöhe: 1,5 cm (zu hoch zum Entkommen, zu niedrig zum Ertrinken)
  • 2. Dauer: 10-15 Minuten pro Bad
  • 3. Nach dem Bad: Quarantänebecken mit feuchtem Küchenpapier
  • 4. Wiederholung nach 14 Tagen
  • 5. Bodengrund im Terrarium erneuern (Neuinfektion vermeiden)

Bakterienbefall des Darms

Optisch kaum von Wurmbefall zu unterscheiden – abgemagerte Tiere, meist am Boden kauernd mit angezogenen Hinterbeinen. Eine Kotprobe im Labor bringt Klarheit.

Diagnose

  • Rote und weiße Blutkörperchen im Stuhl (Darmwände stark angegriffen)
  • Hochbewegliche Bakterienstämme nachweisbar
  • Diese Bakterien gehören normalerweise nicht ins Tier (Umgebung/Haut)

Behandlung

MedikamentAnwendungDauer
Baytril® (0,05% verdünnt)Über die Haut (Tropfen auf Kopfhaut)5 Tage, täglich
Bioserin (aus Vogelheilkunde)Stärkung des Immunsystems, über HautParallel zu Baytril®

Rachitis & Streichholzbeinchen-Syndrom (SLS)

Rachitis (Metabolic Bone Disease) ist eine Mineralisierungsstörung des Skelettsystems durch Störungen im Kalziumstoffwechsel. Das Streichholzbeinchen-Syndrom (SLS) ist eine Unterentwicklung der Vorderbeine bei Kaulquappen.

Ursachen

  • Vitamin D3-Mangel

    Fehlende UV-Bestrahlung der Elterntiere und Larven

  • Kalzium-Unterversorgung

    Unausgewogene Ernährung, fehlende Supplementierung

  • Ungünstiges Ca:P-Verhältnis

    Falsches Kalzium-Phosphor-Verhältnis in der Nahrung

  • Wassertemperatur & -qualität

    Zu hohe Temperatur (>24°C) oder schlechte Wasserqualität bei Kaulquappen

  • Mangelernährung der Elterntiere

    Einseitige Ernährung, fehlende Gelegepausen

Symptome

  • SLS: Unterentwickelte, deformierte Vorderbeine (ein- oder beidseitig)
  • Rachitis: Weiche, biegsame Knochen, deformierte Wirbelsäule
  • Verkrümmungen an Unterkiefer, Oberschenkel, Rückgrat
  • Betroffene Tiere schaffen den Landgang nicht oder nehmen keine Nahrung auf

Vorbeugung

  • Abwechslungsreiche, vitaminreiche Futterversorgung der Elterntiere
  • Einhaltung von Gelegepausen
  • Verwendung von Osmosewasser für Quappenaufzucht
  • UV-Bestrahlung (1-2x/Woche, 10 Minuten, 80 cm Abstand)
  • Kalzium- und Vitamin-Supplementierung (nicht täglich!)
  • Wassertemperatur bei Kaulquappen: 22-24°C (nicht über 24°C!)

Hautinfektionen & Hautpilz

Hautinfektionen können bakteriell oder durch Pilze (z.B. Chytrid) verursacht werden. Sie sind oft die Folge von Verletzungen, zu feuchter Haltung oder scharfkantigen Materialien im Terrarium.

Symptome

  • Matte, transparente, verblasste Haut
  • Offene Stellen, Lochfraß
  • Geschwollene, verfärbte Hautstellen
  • Dunkler, pickeliger Hautausschlag (zu feuchte Haltung)

Behandlung

ErkrankungMedikamentAnwendung
Bakterielle InfektionBaytril®8 Tropfen auf 125ml Wasser (Wasserbäder)
Zu feuchte HaltungSilbersulfat oder Baytril®Wasserbäder empfohlen
Chytrid (aggressiver Pilz)Itrafungol (Itraconazol)10-15 min Intensivbad, 8-10 Tage
Schürfungen/VerletzungenCilodex + BetaisodonaOhrentropfen + Salbe auf offene Stellen

Vorbeugung: Scharfkantige Materialien vermeiden


Darmvorfall (Prolaps)

Ein Darmvorfall ist ein akut lebensbedrohlicher Zustand, der sofortiges Handeln erfordert.

Häufigste Ursachen

  • Loses Bodensubstrat

    Jungle Bedding, Erde, Humus – wird mit Futter aufgenommen und führt zu Verstopfung

  • Einseitige Ernährung

    Nur Drosophila – unverdaute Extremitäten und Flügel im Darm

  • Bohnenkäfer

    Harter Panzer führt zu Darmverschluss – nicht für Dendrobaten geeignet!

  • Parasitenbefall, Stress, Mangelernährung

Symptome

  • Rosafarbene bis bräunliche Ausstülpung im Kloakenbereich
  • Schonhaltung mit aufgestellten Hinterbeinen
  • Dauerhaftes Sitzen in flachem Wasser

Erste Hilfe (vor Tierarztbesuch)

  • 1. Vorgefallenes Organ mit kaltem Wasser/Kochsalzlösung reinigen
  • 2. 90-minütiges Sitzbad in gesättigter Zuckerlösung
  • 3. Alternative: Puderzucker auf Ausstülpung (zieht sich zusammen)
  • 4. Vorsichtige Repositionierung mit Gleitgel und Wattestäbchen
  • 5. Danach: Quarantänebecken mit feuchtem Küchenpapier
  • 6. Kloake täglich mit Octenisept®-Gel schützen

Vorbeugung


Vergiftungen & Vitaminüberdosierung

Vergiftungen können durch kontaminierte Futtertiere (z.B. Blattläuse von behandelten Pflanzen) oder durch Überdosierung von Vitaminpräparaten entstehen.

Symptome bei Vitaminüberdosierung

  • Langsame, unkoordinierte Bewegungen
  • Verlangsamte Reaktionen bei der Jagd
  • Apathie, Schockkrämpfe
  • Seitliches Abkippen bei Sprüngen
  • Seitliches Abliegen oder auf den Rücken fallen

Richtige Supplementierung

  • Vitaminpulver (z.B. Amivit A, Herpetal Amphib) nur jede 3. Fütterung oder 1x/Woche
  • UV-Bestrahlung 1-2x/Woche, 10 Minuten, 80 cm Abstand (Osram Vitalux)
  • Abwechslungsreiche Ernährung statt täglicher Supplementierung

Häutungsprobleme

Frösche häuten sich täglich. Morgens wird die alte Haut abgezogen und gefressen. Bleibt gewellte Haut länger als einen Tag sichtbar, ist die Haut eingetrocknet.

Ursachen

  • Versehentliches Bestäuben der Frösche mit Vitaminpulver
  • Zu feuchte Haltung (dauerhaft)
  • Stress, kürzliche Veränderungen im Terrarium

Behandlung

Option 1: Kamillenbad

Lauwarmes Wasser mit Kamillosan-Konzentrat oder Kamillentee anbieten – Frosch kann darin baden.

Option 2: Heilerde-Bad

Heilerde-Pulver mit Wasser verrühren. Die Tiere nehmen dieses matschige Bad instinktiv an. Nach dem Bad kann die Haut vorsichtig mit Q-Tip entfernt werden.


Schimmel im Terrarium

Schimmel entsteht bei schlechter Durchlüftung und stehenbleibender Luft. Pilze hingegen sind ein Zeichen für ein gesundes, feuchtes Mikroklima.

Natürliche Bekämpfung mit Huminsäure

„Quappentee" aus Erlenzapfen:

  • Handvoll Erlenzapfen in kochendes Wasser geben
  • Über Nacht ziehen lassen
  • Braunes Konzentrat auf betroffene Stellen sprühen
  • Wirkt antibakteriell durch Huminsäure

Alternativen: Seemandelbaumblätter, Eichenlaub, Kakao-Blätter (gleiche Wirkung)

Terrarium-Belüftung optimieren

Standard-Terrarien mit nur 5 cm Gaze-Fläche sind für Regenwaldterrarien ungeeignet. Empfehlung: Deckplatte entfernen, Gaze-Fläche auf 20 cm verbreitern, nach hinten versetzen. Führungsschienen nach vorne versetzen für durchgehende Frontscheibe und bessere Luftansaugung.


Fazit: Vorbeugung ist die beste Medizin

Die meisten Krankheiten lassen sich durch optimale Haltungsbedingungen vermeiden:

  • Gute Durchlüftung, kein stehendes Wasser
  • Abwechslungsreiche Ernährung + gezielte Supplementierung
  • UV-Bestrahlung 1-2x/Woche
  • Keine scharfkantigen Materialien (Lavastein!)
  • Keine losen Substrate (Darmvorfall-Risiko!)
  • Quarantäne für neue Tiere
  • Tägliche Beobachtung auf Verhaltensänderungen